Re:Die Medien wieder mal...
von Border am 25.08.11 um 08:19
Antwort auf: Re:Die Medien wieder mal... von ChRoM

>>Nun ja... die Typen, die da rumrennen, SIND für den Großteil der Bevölkerung seltsam.
>
>Läuft die Mehrheit da so rum oder hat man sich für den Beitrag gezielt personen herausgepickt, die den negativ besetzten Klischees entsprechen? Besides, der "Beitrag" hat ja sogar für eine Infotainment-Sendung wie Explosiv zu wenig Informationsgehalt. Das ist ja kein "Bericht" von der Gamescom sondern sinnfreies Hindreschen auf Menschen und ihr Hobby. Vielleicht sollte RTL mal jemand sagen, dass das Durchschnittsalter von Gamern mittlerweile jenseits der 30 ist und man es sich mit weit mehr Menschen als nur ein paar pickeligen Nerds verscherzt.

Jetzt mal von der Güte dieser "Doku" abgesehen, ist es doch eigentlich wirklich so, dass genau die, die im Beitrag gezeigt werden, die Mehrheit von denen Bildet, die an den Ständen ihr Adrenalin versprühen. Diese ganzen Merch- und Giveaway-Sachen sind doch genau für diese Leute konzipiert und genau diese Leute sind es auch, die jedem Konkurrenten beim Fangen und Erkämpfen der begehrten "Trophäen" die Nase brechen würden.

Ich hab' ja nun auch mehrere GCs am Stand miterlebt und die Mehrheit der Besucher an den Ständen sind halt genau die, die im Beitrag gezeigt werden. Und dann geht's los: Mit einem 180er Herzschlag wird die zeitliche Ersparnis beim Beutezug in den Sprachschatz investiert... "Ey, habt ihr Schlüsselbänder? Ne? Warum nich? Egal,... EY DIE HABEN KEINE, KOMMT WEITER!!" oder "Was habt ihr hier so? Ah cool, los weiter!!"

ABER: Für genau diese Leute haben "wir" doch den ganzen Scheiß veranstaltet. Die Ungepflegtheit ist nun mal eine Phase der Pubertät, die auch außerhalb der Gruppe von Videospielern stattfindet, aber die Kernzielgruppe Messe-Besucher und Gamer sind nun mal 16- bis 20-Jährige, die Krawumm und Rammtammtamm brauchen, um den richtigen Gamerkick zu erhalten. Der gesittete, gepflegte und ruhige 30-Jährige, der durch die Hallen schlendert und sich informiert, schaut, testet etc. fällt beinahe nicht auf. Von 100 Besuchern, die dich an einem Stand ansprechen, sind 2 dabei, die wirklich wissen wollen, was du im Portfolio hast, was dies oder jenes Spiel wie umsetzt oder wie es gemacht ist, was es kosten wird etc.
Der Rest sind Schlüsselbändchen-Jäger, Tütenschlepper, Rucksack-Verpfleger und Duschmuffel. Sie alle sind herzlich willkommen, denn eines haben sie gemeinsam: Ihr Freundeskreis wird davon erfahren, sie werden glücklich in die Heimat zurückkehren und der Umsatz des jeweiligen Spiels fehlt auf den Konten dieser Menschen.

Mal abgesehen vom Hausmeister, der zu sehen war, bin ich sicher, dass jede der gezeigten Personen in 10 Jahren mit einem leicht beschämten Lächeln diesen Beitrag anschauen würde, kurz bevor er/sie stolz auf seine Konsole oder PC blickt, weil sie immer noch mit Leidenschaft ein Teil dieser Geschichte sind.

Und wie RTL bzw. die Medien im Allgemeinen funktionieren, ist ja wohl klar. Ich wurde von diesem Sender während der GC - ich glaube 2006 - mal interviewt. Direkt im Anschluss an eine von mir moderierte Aktion am Stand. Die Fragen waren getarnt in Richtung "Sonderbare Nerds" formuliert. Das Interview am Stand mit Kamerateam dauerte ca. 15 Minuten, ich beantwortete geschickt im Wechsel gestellte Fragen zum Produkt und zu Nerds. Im Bericht landete genau ein Satzabschnitt meiner Aussage. Welcher das war, dürfte klar sein. Hier meine Antwort auf die Frage, ob das hier eine realitätsferne Welt ist: "Ich meine, stellen Sie mal eine Hausfrau in diese Halle. Sie wird meinen 'Das sind zweifelsohne sonderbare Menschen in einer sonderbaren Welt'. Aber an jedem anderen Tag sind sie wie du und ich, sie studieren, sie gehen zur Schule, sie stehen morgens auf, um zur Arbeit zu gehen und vielleicht verbringen sie auch 3-6 Stunden am Tag an ihrer geliebten Kiste. Aber was am wichtigsten ist: sie zahlen mein Gehalt."

Das ist nun mal Fernsehen...

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