Re:Coppelius
von Border am 24.12.10 um 10:33
Antwort auf: Re:Coppelius von Biberle

>Hm, ich akzeptiere selbstverständlich deine Ansichten.

Is ja auch Weihnachten! :)

>Aber... so wie du die Musik teilweise wunderbar lyrisch beschreibst, könnte man meinen, man hat hier 12-minütige Opern vor sich, an denen selbst Komponisten-Wunderkinder ein Jahr lang gesessen haben.

Du wirst lachen. Bei vielen Songs ist das auch der Fall. Es gibt eben die einfacheren Dinge, wie z.B. Richard Kleidermann, aber dann gibt es eben auch wagnereske, opulente Auswüchse, die einfach nur Arsch treten, weil alles passt, alles hervorragend arrangiert ist und kompositorisch Meisterhaftes umgesetzt wurde. Als Beispiel außer der Reihe sei mal Dream Theater genannt oder von mir aus auch Opeth. Von letzteren sind die ersten beiden Alben in meinen Augen die besten Alben, die der Progressive Death Metal jemals vorgebracht hat. Opeth heute ist leider nicht viel mehr als die Reaktion auf den Erfolg. Kitschig, teilweise wirklich cheesy und vorausberechenbarer Klangwall. Natürlich immer noch kompositorisch auf beinahe unvergleichlichem Niveau, aber eben ohne die Magie der früheren Tage.

>Und dann hört man es sich an - und stellt fest, dass es doch nur Rumgeknüppel mit einem - wie Rüdi richtig bemerkt hat - Gesang ist, der dann endgültig alles zunichte macht. Und das sage ich gewiss nicht als jemand, der schon die Scorpions als gottlosen Lärm abtut. ;)

Das ist eben das eigene Empfinden. Ich bin zum Beispiel von Kindesbeinen an (OK, ich war 12) fasziniert von voluminösem Gutturalgesang und geilen Screams. Die ersten Alben damals waren von Samael, Amorphis, Cannibal Corpse, Moonspell etc. und es hat mir seit jeher besser gefallen als z.B. Iron Maiden oder Metallica. Auch diese beiden Bands haben Welthits geschrieben, klar, aber genau das ist es in meinen Augen auch, was die Begründung angeht. Bands, die technisch absolut perfekte Songs schreiben und darüber hinaus Emotionen hervorrufen, die man sonst einfach nirgends bekommt, werden niemals an der Spitze der Metalcharts stehen. Farsot z.B.... eine kleine Black Metal Kapelle aus Thüringen, die mit ihrem Album "||||" ein absolutes Meisterwerk abgeliefert haben, sind für die Masse einfach zu umständlich, du negativ, zu ... zu... zu...
Ich kann den easy listening Metaller verstehen, der halt auf Maiden oder Metallica und eben auch Slayer abfährt. Das ist eingängig, auf brutal getrimmt und eben Massenware.

Slayer mögen ein ehemals gutes Beispiel für Brutalität sein, aber kompositorisch spielt sich bei Slayer in den Gitarren alles auf den ersten zwei Bünden und drei Saiten ab. Wer seine Finger etwas flinker trainiert, spielt Raining Blood in ca. 2 Stunden komplett. Hingegen sollte man einmal denselben Versuch mit einer Band wie Origin starten. Unmöglich. Und auch bei Nile... was zum nächsten Thema führt...

>Eine Band wie Nile kenn ich sogar ein wenig. Und ja, das mag in einem gewissen Sinne hart sein, aber es ist trotzdem x-beliebig.

Das ist - mit Verlaub - kompletter Schwachsinn. Nile spielen seit anbeginn ihrer Existenz hoch komplexen und technisch den absoluten Death Metal. Die Techniken, die Melodien, Riffs, Arrangements... absolut nicht vergleichbar mit irgendetwas anderem. X-beliebig ist so ziemlich das Allerletzte, was Nile sind. Karl Sanders ist einer der besten Gitarristen, was dieses Genre angeht. Was der Mann sich ausdenkt und in den Songs verarbeitet, ist schlicht und ergreifend meisterhafter Wahnsinn. http://www.youtube.com/watch?v=3vN0noqSJ_I
1. Song vom neuen Album "Those Whom The Gods Detest". Verdammte Scheiße, du bist so ahnungslos! Ich muss kurz unterbrechen, mir geht einer ab...

So... weiter :)

>Innerhalb von 10 sekunden fünf Speedparts und Breaks einbauen und schon denkt ein Band, sie ist toll.

Ja, diese Bands gibt es und meistens ist es Scheiße. Aber bei Nile DARFST du so etwas einfach nicht sagen. Geht nicht.

>Slayers Reign in Blood war ja nicht nur deswegen damals so einzigartig, weil sie so ultrahart waren, slondern weil es Musik war, die andere so gar nicht machen KONNTEN, selbst wenn sie wollten. Lombardeos Doublebass-Attacken waren damals ebenso unerreicht wie hannemanns/Kings brutale Gitarren, die dennoch realtiv clean rüberkamen und sogar einen gewissen Pop-Appeal (siehe z.B. das Break in Angel of Death) verströmten. Das war in gewqissem Sinn echte Künst...

Ja, war es... für die, die eben vorher wenig mit harter Musik zu tun hatten. Zu dieser Zeit gab es bereits technisch wertvollere und deutlich bessere Kompositionen. Aber Slayer waren halt das, was die Masse ansprach. Schwer war das alles nicht und Lombardos Drumtechnik gilt vereinzelt bis heute noch als dilettantisch. Vor allem die Double-Bass-Technik, weil er eben die Fußtechnik einer Speedmetalband anwendet. Bei einem Fußtritt erklingen zwei Anschläge (einer beim Tritt und einer beim zurückziehen des Fußes mittels Federung der Fußmaschine). Natürlich hat es in die Musik gepasst und natürlich war das alles fett, aber was für die Masse die Revolution der Brutalität und Geschwindigkeit war, war halt für einige nicht weiter Aufsehen erregend. Das Geile an Slayer damals war eigentlich Rick Rubin, der war nicht mal Teil der Band, sondern Produzent der Scheibe :)
Schon mal Death gehört? Als Slayer die Scheibe brachten, waren Death gerade mit "Scream Bloody Gore" im Studio, das ein Jahr später erschien. Death ist nur ein Beispiel dafür.

>Wie gesagt, ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber eigentlich sollte man Musik doch dann hören, weil sie gut ist. Und ich kann mir beim besten Willen einfach nicht vorstellen, dass man das nur innerhalb eines noch dazu so engen Genres findet.

Das tue ich ja nicht. Ich bin sehr vielseitig, was Genres angeht. Aber eben beinahe ausschließlich im Metal. Und im Metal gibt es viele Bands, die mir sehr gefallen. Das ist Death Metal, Black Metal, Powermetal (weniger, aber es gibt einige), Thrash Metal (siehe Powermetal), Sludge, Doom, Progressive... da ist viel dabei.

Und Punk ist Mist. Klar, Punk ist wie der Blues und der Rock irgendwo ein Anfang von Metal, aber Punk widert mich einfach nur an, wenn es nicht um die extremen Klassiker geht.

So... ich habe fertig und begebe mich jetzt ins Schneechaos auf die Autobahn :)

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