Re:Seine Jörglangerigkeit mal wieder
von Besux am 13.02.14 um 10:08
Antwort auf: Re:Seine Jörglangerigkeit mal wieder von Snyder

>>>>>>Wenn du Fernsehwerbung überspulst oder Werbung aus der Printzeitung ausschneidest, betrügst du den Werbenden
>>>>>
>>>>>Den Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Jetzt sind sogar schon Werbevorspuler Betrüger?
>>>>
>>>>Nein, so war das nicht gemeint. Aber wenn du vorspulst, umgehst du halt den Werbenden, der TV-Station wird das erstmal egal sein, solang die Werbenden nicht draufkommen. ;)
>>>>
>>>>Mit einem Adblocker ist das, als hätte nie jemand Werbung geschaltet. Das ist ein direkter Betrug am Contenterzeuger (dem Werbekunden wird das wiederum eher wurscht sein, denn er muss es im Regelfall ja nicht bezahlen).
>>>
>>>Sorry, aber das ist Blödsinn. Wenn du was ohne jedwede Einschränkungen ins Internet stellst, dann hast du erstmal keine Kontrolle darüber, wie der Content konsumiert wird - und auch kein Recht darauf.
>>
>>Ihr zieht euch ständig auf die Ebene des gesetzten Rechts zurück. Um die gehts mir aber nicht. Das Recht kann jederzeit geändert werden und dann werdet ihr wohl kaum gänzlich anderer Meinung sein. Es geht ums Wesen der Tat.
>
>Eieieiei. Bitte nicht so reflexartig mit Annahmen bzgl. meiner Intention - mir gehts genausowenig um Legalität wenn ich vom Recht spreche wie du von Betrug, sondern um die moralische Komponente. (Man könnte natürlich jetzt wieder darüber diskutieren, ob das überhaupt losgelöst voneinander diskutiert werden kann, aber das muss ja jetzt kein Rechtsphilosophie-Battle werden :) )

Okay. Auf moralischer Ebene finde ich durchaus, dass ein Autor "das Recht" auf Bezahlung seiner Arbeit hat.

>> Natürlich habe ich Kontrolle darüber, wie ich etwas ins Web stelle.
>> Und ich finde eben schon, dass ich den Anspruch darauf habe, dass diese Bedingungen akzeptiert werden oder dass mein Produkt andernfalls nicht konsumiert wird.
>
>Du hast insofern die Kontrolle darüber, dass du es ins Netz stellen kannst oder dass du's bleiben lässt. Sobald du es der Menschheit zur Verfügung stellst, kannst du von niemandem verlangen, wie er es zu konsumieren hat.

Wenn sich das "Wie" auf alles bezieht, das mich nicht betrifft, würde ich dir zustimmen. Aber wenn das "Wie" die Bezahlung betrifft, seh ich das anders.

Was unterscheidet mich von einem Buchautor, der Bezahlung für sein Werk will? Warum ist es zu verurteilen, wenn du dessen Bücher kopierst statt sie zu kaufen (=Raubkopie) aber wenn du meine Texte ohne zu zahlen (noch dazu auf von mir bezahlter Infrastruktur) konsumierst, hat das gefälligst verständlich zu sein?

>>Das Recht ist mir völlig egal. Vielleicht erklär ichs am Besten so:
>>
>>Selbst wenn jemand seinen neuen Film dreht, ihn auf BitTorrent stellt und ins Intro schreibt "Niemand darf weitersehen, ohne mir vorher 1€ zu überweisen", hat er IMO den Anspruch darauf, dass das respektiert wird. Es ist sein Werk, es sind seine Bedingungen.
>
>Genau hier wirds eben haarig. Die Geldforderung ist hier problematisch und irreführend, da du dich dann in einem Bereich befindest, der eben nicht mehr dem Adblockszenario entspricht. Es geht vielmehr um Folgendes: Wenn du dein Werk der Menschheit zur Verfügung stellst, hast du keinen Anspruch darauf, wie jemand dein Werk konsumiert.
>Um dein Beispiel aufzugreifen: Jemand stellt sein Buch ins Netz (ob auf Bittorrent oder auf seine eigene Website ist hier nebensächlich), fordert aber, dass niemand mit Kapitel zwei beginnen darf, sondern jeder das erste Kapitel vollständig zu lesen hat (z.B. weil sein Mäzen als Bedingung macht, dass er Geld sieht).

Das ist kein besonders logisches Szenario. Wer hätte was davon, dass das so passiert?

>>Natürlich ist es nicht realistisch. Es ist natürlich auch nicht realistisch, dass alle nun ihre Adblocker abdrehen. Aber sie brauchen sich dafür nicht noch moralisch selbst erhöhen und erwarten, dass ihnen die Leute dafür noch freundlich ins Gesicht grinsen, denen Sie ihren Lebensunterhalt gefährden.
>
>Niemand erhöht sich hier moralisch -

Doch. Will ja niemand mit Streamingseitennutzern und Raubkopierern und Pornoseitennutzern in einen Topf geworfen werden, weil das offensichtlich pfuibäh ist.

>das ist eine verdammt arrogante Einstellung. Und was heißt hier Gefährdung? Die Leute könnten sich nämlich einfach entscheiden, die Seite gar nicht mehr zu besuchen.

Ja, könnten sie. Dann wüsste man wenigstens, dass der Content nicht gut genug ist. Dass er gut genug ist, gelesen zu werden, aber nicht gut genug, um (womit auch immer) bezahlt zu werden, das ist die Krux. Was soll ich denn aus den Adblockern schließen? Dass der Preis zu hoch ist? Wie soll ich ihn verringern? Hätten die Adblocker gern noch Geld dafür, dass ich ihnen lesenswerten Content zur Verfügung stelle?

Ich finde, es ist eine enorm spannende Sache, dass Menschen es falsch und verwerflich  finden, ein Preiszetterl zu umgehen auf dem eine Zahl und ein Eurozeichen stehen, aber überhaupt kein Problem damit haben, ein Preiszetterl zu ignorieren runterzureissen, auf derm Werbung steht.

Wir reden hier mit vielen Worten um den heißen Brei, faktisch lässt es sich auf eine ganz eindeutige Sache reduzieren: Mit einem Adblocker verweigerst du einem Seitenbetreiber die Bezahlung, nimmst dir aber trotzdem seinen Content. Und das find ich, ist moralisch einfach nicht besser, als einen Film zu sehen ohne dafür zu zahlen.

< antworten >