Re:Seine Jörglangerigkeit mal wieder
von G'Kyl am 14.02.14 um 10:46
Antwort auf: Re:Seine Jörglangerigkeit mal wieder von Besux

>Man umgeht die vorgesehene Vergütung eines geistigen Erzeugnis, konsumiert es aber trotzdem. Ist das zu abstrakt?

Es ist unerheblich. Wir konsumieren ständig geistiges Eigentum ohne dafür zu zahlen. Musik, die bei einem Kumpel läuft. Oder Filme am Filmabend. Architektur, sogar Graffiti... die Bandbreite kostenlosen Kulturguts ist enorm.


>Ich finde die rechtliche Dimension ziemlich entbehrlich, denn die empörte Distanzierung erfolgt ja wohl kaum aus formellen Gründen

Zumindest wenn du jemanden als Betrüger bezeichnest, solltest du dafür eine rechtliche Grundlage haben.


>Ob etwas verboten ist oder nicht, macht für mich wenig Unterschied in der Beurteilung der Handlung.

Das ist der springende Punkt: Du willst es "moralisch richtig". Nur ist das völlig illusorisch. Denn es ist komplett an der Realität vorbei. Wie zuvor gesagt gibt es kreative Erzeugnisse, die wir kostenlos konsumieren und dazu gehören aufgrund seiner Geschichte nun mal viele Dinge des Internets. Das ist eine Tatsache, die du nicht einfach ausblenden kannst, nur weil deine Auffassung von Gerechtigkeit (das ist nicht despektierlich gemeint) etwas anderes als richtig einstuft. Man musst mit den Realitäten leben. Und dazu gehört meiner Meinung nach, dass man an Leser appelieren, sie aber nicht anklagen darf. Man darf hoffen, aber nicht fordern - jedenfalls nicht bei der aktuellen Situation der Werbeauslieferung. Die Herangehensweise der TAZ gefällt mir in dieser Hinsicht übrigens sehr gut. Und alternativ steht es dir ja jederzeit offen, eine kostenpflichte Seite einzurichten.

Was ist überhaupt moralisch richtig? Was Moral ist, wird nach atheistischer Sichtweise von einem gesellschaftlichen Kodex bestimmt, ist also ebenfalls "nur" ein von Menschen gemachtes Regelwerk ähnlich dem Gesetz. Und philosophietheoretisch ist auch das totale Chaos als oberstes moralisches Prinzip denkbar. DANN komm mal mit Argumenten gegen Ad-Blocker. ;)


>>Der Produzent hat nicht das geringste Anrecht auf eine Entlohnung seitens des Endkonsumenten für seine Werbung.
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>Ein Autor hat einen moralischen Anspruch darauf, dass seine impliziten Nutzungsbedingungen beachtet werden. Und die sind nun mal: "Hey! Ich schreib da was, und pick Werbung dazu, dafür könnt ihr es ohne weitere Kosten lesen."

Wobei du nicht vergessen darfst, dass den meisten Lesern das Ineinandergreifen von Werbeblockern und finanziellem Schaden überhaupt nicht bewusst ist. Da kann man noch so viel implizieren. Diese Tatsache muss Onlineautoren bewusst sein.


>Warum findest du, dass es okay ist, einem Autor seine Bezahlung zu versauen, dass es aber unehrenhaft ist, einem Schauspieler seine Bezahlung zu versauen?

Erstens steht mein "OK" gar nicht zur Debatte und zweitens vergleichst du verschiedene Systeme. Für gute Vergleichbarkeit brauchst du einen Autor, der ausschließlich auf Bezahlinhalte setzt oder einen Schauspieler, der für umsonst auf der Straße auftritt, sich aber ärgert, dass alle weggucken, wenn er Werbetafeln in die Höhe hält. Das wäre für ihn ein Problem, ich weiß. Aber was sollte man ihm schon sagen, außer mit den Schultern zu zucken und zu denken "so ist das halt und du weißt das".

Hmm... wirfst du eigentlich jedem Straßenmusiker, dem du mal kurz gelauscht hast, tatsächlich eine angemessende Menge Kleingeld in den Hut?

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