Mr. Selfridge
von Border am 19.07.15 um 08:18
Antwort auf: Der Serien Thread von Schallmauer

Die erste Staffel habe ich fast beendet und gebe mal ein Zwischenfazit:

Seit Entourage liebe ich den wunderbaren Jeremy Piven (er spietel den jüdischen, cholerischen Agenten des Hauptdarstellers). Als die Ankündigung raus war, dass er Hauptdarsteller einer eigenen Serie sein würde, habe ich mir die Serie namens Mr. Selfridge vorgemerkt.

Gut... es ist absolut nicht mit Entourage vergleichbar und seine Rolle ist ebenfalls völlig anders. Jeremy Piven spielt den Amerikaner Harry Gordon Selfridge https://de.wikipedia.org/wiki/Harry_Gordon_Selfridge, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Oxford Street in Lodon das berühmte Kaufhaus Selfridges https://de.wikipedia.org/wiki/Selfridges errichten wird. Die Serie begleitet die Entstehung, die Verhandlung mit Investoren, die Probleme mit der Upper Class, den armen Schluckern des frühen 20. Jahrhunderts und den Zwist mit einst guten Freunden und später kniffligen Rivalen (Stichwort: Woolworth). Die Serie ist sicherlich nichts für Jedermann, da es doch eher in Richtung Seifenoper im opulenten Gewand geht. Manche vergleichen sie mit Downton Abbey, was ich allerdings nicht bestätigen kann, da noch nie gesehen. An der Stelle: taugt Downton Abbey was? ;-)

Ich mag den Charakter Mr. Selfridge sehr gern. Er ist quasi der Steve Jobs der frühen wachsenden Konsumgesellschaft und immer darauf aus, seine Vision von einem Ort des Service orientierten Konsumtempels gegen die englisch-konservativen Gepflogenheiten und Sitten der Londoner durchzusetzen. Hierzu kommt er immer wieder auf Ideen, die den Beigeschmack "Opium fürs Volk" haben (z.B. missbraucht er umgehend die Berühmtheit des ersten den Ärmelkanal überquerenden Piloten und platzt in seine medienwirksame Landung herein, um ihn zu überreden, sein Flugzeug in seinem Kaufhaus auszustellen). Nach und nach stößt er mit seiner Idee allerdings an Grenzen und muss feststellen, dass seine Leidenschaft für hochwertige Produkte aus aller Welt nicht mehr für Jedermann zu haben sind, während die Konkurrenz sich langsam in Richtung Discounter entwickelt und sein Geschäft bedroht.

Mr. Selfridge ist eine ruhig erzählte Geschichte, die man wunderbar nebenbei anschauen kann. Es gibt die unbequemen Charaktere, die Intriganten, herzensgute oder zutiefst naive Menschen und wenn das alles zusammenkommt, kann man das Ganze wunderbar anschauen und sich ein Bild davon machen, wie das Leben der Society ablaufen musste, um zu werden, was man sein mochte.

Im Grunde bietet die Serie (bisher) kaum große Spannung oder spannende Wendungen, aber die Entwicklung der Charaktere lädt (zumindest mich) dazu ein, die Sache weiter zu verfolgen. Klar, Jeremy Piven ist nicht Ari Gold aus Entourage, aber auch als charismatischer, erfolgsbesessener und doch sozial-emotionaler Geschäftsmann weiß er zu überzeugen. Man will einfach wissen, wie das Ganze weitergeht, da immer wieder Anzeichen auftauchen, dass er in einigen Bereichen nicht bleiben wird, wer er ist.

Wer es ruhig und entspannt mag, sollte sich die Serie mal anschauen. Der Pilot zur ersten Staffel bietet mit einer Stunde Laufzeit einen guten ersten Eindruck. Die Charakterentwicklung schreitet recht langsam voran und es passiert eigentlich nicht wirklich viel. Ich kann nicht einmal wirklich beschreiben, warum ich die Serie immer noch schaue. Sie gefällt mir einfach und ich freue mich immer über die nächste Folge. Staffel 2 wurde bereits gekauft.

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