Re:Die Bundestagswahl 2017
von Border am 18.09.17 um 10:12
Antwort auf: Die Bundestagswahl 2017 von Christoph

>Der Countdown läuft. Am nächsten Wochenende ist Wahl.

Ja. Und was geht mir der Krempel auf den Sack. Ich kann den 24.09. kaum abwarten. Dann ist endlich wieder 4 (oder vielleicht sogar 5) Jahre Ruhe und die Politiker haben wieder das Maß an Unehrlichkeit, das sie vor dem Wahlkampf hatten. Also... unehrlich, aber nicht so krass unehrlich wie im Wahlkampf.

>Geht ihr hin? Bewusst ja? Bewusst nein? Warum?

Ja, ich gehe hin. Wahrscheinlich traditionell wieder vor dem Gang zum Bäcker gegen 8 Uhr.
Bewusst. Ich würde Termine sausen lassen oder die Briefwahl anmelden, bevor ich das nicht tun könnte.
Warum? Weil ich die Wahl zu haben als Pflichtbesuch im Wahllokal ansehe und weil ich mit meiner kleinen Stimme zumindest einen Bruchteil dafür tun möchte, dass der braune Mob nicht oder zumindest mit weniger "Menschen" in den Bundestag einzieht.
Ich lese immer wieder, dass Leute ihre Wahl ungültig machen, damit die Nazis weniger Prozente bekommen. Facepalm :(

>Ich selbst habe seitdem ich wahlberechtigt bin 1 oder 2 Wahlen verpasst und gehe selbstverständlich zur Wahl.

Teu, teu, teu... seit meiner Volljährigkeit war ich jedes Mal dabei. In einem Jahr (Wechsel von Schröder zu Merkel) sogar mit knapp 40°C Fieber als Bazillen-Mutterschiff :D

>Ungeachtet dessen ist mir nach wie vor nicht schlüssig, warum auf allen Kanälen die Nichtwähler immer aufgefordert werden, zur Wahl zu gehen. Würde das wirklich soviel ändern?

Die Stimmen der AfD sind meiner Meinung nach Abwanderer der abgewatschten FDP und der CDU-Konservativen. Ein großer Teil sind allerdings bisherige Nichtwähler. Die "JA GENAU!!!1"-Fraktion. Dazu gesellen sich dann all die kleinen Nazi-Pareien, die in der AfD die Hoffnung verwirklichen können, endlich wieder deutsch und stolz zu sein. Die REP, die NPD... da gibt es einige die rübergewandert sind.

Die Nichtwähler dazu zu bewegen, zur Wahl zu gehen, nur um die AfD weitestgehend zu verhindern ist eine Herausforderung und ich finde, dass man dazu motivieren sollte. Nach dem Motto: "OK, wenn die etablierten Parteien Ihnen egal sind und Sie sich auch nicht allzu viel für Politik interessieren, dann setzen Sie zumindest ein Zeichen gegen rechts und machen Sie Ihr Kreuz bei einer der "Sonstigen" Parteien.... Tierschutz oder die Violetten oder Die Partei (denn sie ist sehr gut!)."

Beispiel:
61.500.000 Wahlberechtigte in Deutschland
Wahlbeteiligung (sagen wir mal: 70%)
= 43.050.000 Wählernnnnwähler (™ Martin Chulz)
4.735.500 verwirrte Schäferhundbesitzer und Fremdenfeinde machen ihr braunes Kreuzchen bei der AfD
= 11% für die AfD

Anderes Beispiel:
61.500.000 Wahlberechtigte in Deutschland
Wahlbeteiligung erhöht durch Nichtwähler, sagen wir mal auf 85%
= 52.275.000 Wählernnnnwähler (™ Martin Chulz)
Wieder wählen 4.735.500 verwirrte Schäferhundbesitzer und Fremdenfeinde die AfD
= 9% für die AfD

Aufklärung und Motivation sorgen dafür, dass weniger Menschen die AfD wählen und die, die sie wählen, einen geringeren Prozentsatz einfahren, weil es mehr Stimmen gibt.

Nichtwähler motivieren ist das Beste, was man im Moment tun kann!
Dumm nur, dass die Wahlbenachrichtigung am Mann sein muss, wenn man ins Wahllokal geht. Ich habe persönlich erlebt, wie ein Bekannter den Brief aus dem Kasten holte, öffnete, lachte, ihn zerknüllte und wegwarf. Den kannst du jetzt motivieren wie du willst... die Wahlberechtigung ist gelaufen.

>Sind die Wähler rechts- oder linksaussen wirklich wahlwilliger

Extremisten waren und sind _immer_ wahlwilliger. Sie glauben daran, Teil eine Revolution zu sein. Die glauben daran, persönlich etwas bewirken zu können. Sie glauben leider nicht an die Realität... nämlich, dass sie dumme Klick- und Propagandaopfer sind. Wenn geschickte Demagogen die Probleme des Proletariats nicht nur ansprechen, sondern sogar erst erschaffen (ich glaube nicht, dass auch nur ein Flüchtling in Freital einem den Job geklaut hat, wenn er um 13 Uhr 2 Stunden hageldicht über die Straße marschieren und die Reichskriegsflagge schwenken kann....). Radikale Ansichten und Bauern, die sie weiterplappern sind ein mächtiger Wahlkampfstratege. Die NPD macht's dumm. Sie bauen auf plumpe Parolen. Die AfD ist die gediegenere, gemäßigtere Form. Interessanterweise werden sie langsam extremer (siehe Dackelkrawatte Gau(leiter)land). Das wird schon noch früh genug abgestraft.

> sind die eher radikalen Parteien also stärker, je weniger Menschen wählen gehen?

Jap.

>Abgesehen davon bin ich jedes Mal wieder dezent genervt (ich habe das Wort eben wirklich erst mit 'f' geschrieben ^^) von den Wahlplakaten. Bringen die irgendwen dazu, wählen zu gehen?

Nein. Wahlplakate sind dafür da, Namen und Gesicht miteinander zu verbinden. Gebildete, politikinteressierte Menschen brauchen keine Plakate. Sie informieren sich, wissen, welches Gesicht zu welchem Namen und welcher Partei gehört. Plakate sind für die hier: "Och... dat Öppken is' immer nett und freundlich. Den kenn' ich aus'n Fernseh. Den kann man wählen."

> Hier soll - mit dem Steuergeld des Wahlvolks - das Wahlvolk dazu gebracht werden die eine oder andere Partei zu wählen. Ganz ehrlich. Wenn ich wählen will, gehe ich wählen. Wenn nicht, wird mich so ein Plakat auch nicht umstimmen.

So ist das. Interessant auch: auf keinem dieser Plakate steht "am 24.09. ist Bundestagswahl" :)

Insgesamt finde ich die Plakate (und den Wahlkampf 2017) furchtbar. NULL Aussage, NULL Botschaft. Soziale Gerechtigkeit... haha... reiten wir den Gaul einfach so lange, bis er tot ist. Nur haben die Strategen bei der SPD irgendwie nicht mitbekommen, dass das vor Jahren schon dumm war und dass die NRW-SPD mit dem Slogan und ihrer Wahlsieg-Arroganz völlig abgekackt ist.
Früher standen mal Forderungen auf den Plakaten. Heute steht dort "Ein Gesicht für den Bundestag" oder "Damit wir in Deutschland gerne und sicher leben" oder "500g Schweinehack 1,5 EUR" oder so.
Eine Farce.

Und wenn die Politik nicht langsam mal einen Schwung jünger wird, dann sieht's in 10 Jahren ganz schön schlimm aus. Rentner beherrschen dieses Land. Rentner, die Smartphones mit der Lupe bedienen und ihre Termine in Taschenkalender eintragen.

Ich habe mich noch nie so schwergetan, die richtige Position für mein Kreuz zu finden. Es wird allerdings weder die CDU (wird es aus Prinzip niemals sein, weil da ein C im Namen ist), noch die SPD werden. Es ist von Beginn an klar, dass es eine NRW Kopie wird oder weitergeht wie bisher (noch mal das Unwort GroKo beleben!). Es geht eigentlich nur noch darum, wieviele Nazis in Zukunft offiziel danebensitzen und krude Parolen durch die heiligen Hallen der Demokratie brüllen dürfen. Eine Bundestagswahl, in der es einzig und allein um Schadensbegrenzung geht.


Manndooooh!

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