Re:16.04.2020
von Border am 12.06.19 um 13:21
Antwort auf: Re:16.04.2020 von Matze

>>Im Ruhrgebiet? In diesem Jahrhundert?? Seriously???
>
>Warum sollte sich sowas wie 2010 nicht wiederholen? Damals hat sich hier so viel Schnee angesammelt, dass ich mit meinem Kleinwagen nirgends mehr parken konnte und zwangsweise auf die S-Bahn umsteigen musste.

Haha, ich habe noch wunderbare Erinnerungen an den Winter 2009/2010. Meine heutige Frau ist damals aus Duisburg zu mir nach Köln gezogen (bis 2014 dort gewohnt). Wir wollten uns eigentlich einen Sprinter mieten, 1-2 Kumpels fragen und zur Not eben 2-3x die Strecke fahren. Kurz vorher haben wir uns dann aber für ein Umzugsunternehmen entschieden. Der Umzug fand am 19.12.2009 statt. Als der LKW auf den Hof rollte, zeigte das Thermometer der Volksbank gegenüber -18°C.

Die Jungs hatten zwar binnen gut einer Stunde den Hausstand im LKW, weil er direkt mit der Laderampe an die Tür fahren konnte, aber die Fahrt nach Köln dauerte wegen des Dauerschnees und der nicht zu räumenden Straßen (A3 ist die Hölle!) 3,5 Stunden. Reguläre haben wir für die Strecke mit dem Auto immer 50-60 Minuten gebraucht. Und dann kam das Ausladen. Aus dem LKW, in den 4. Stock, ohne Aufzug. Wenn mir das jemand erzählt hätte, hätte ich das nur schwer glauben können: die 3 Helfer haben sich im Treppenhaus aufgrund der Heizung halbtot geschwitzt und wieder am LKW angekommen (von der Haustür bis dorthin waren es 20-30m, weil keine direkte Zufahrt da war) hatten sie gefrorene Schweiß-Platten auf der Brust und am Rücken. Hin und wieder hat sich einer langgelegt, weil es einfach überall spiegelglatt war. Sie waren mehrfach kurz davor, abzubrechen, weil dauernd jemand hinfiel oder starker Schneefall einsetzte. Beim Hochtragen schmolz das Schweiß-Eis dann wieder und tropfte irgendwann das Treppenhaus voll. Nach einer Stunde roch es dort über alle Etagen hinweg wie die Umkleide einer C-Jugend-Mannschaft nach dem Fußballturnier. Insgesamt haben sie knapp 4 Stunden geschleppt. Von der Ankunft in Duisburg bis zum letzten Möbelstück in Köln waren es um die 10 Stunden. Geplant waren 4. Zwischendurch gab es immer wieder heißen Tee oder Kaffee von uns. Mittags habe ich noch eine ganze Fuhre Gulaschsuppe aufgetaut, die ich mal gekocht hatte. Große Freude allerorten :D

Am Ende haben wir den armen Kerlen dicke Wolldecken gegeben und sie heiß duschen lassen, während alles zur Kurzwäsche in Waschmaschine und Trockner gepackt wurde. Mit dem Chef war schon auf der Autobahn geklärt worden, dass die anderen beiden Umzüge, die noch geplant waren, andere Truppen übernehmen oder dass sie ausfallen mussten. Ich habe das total bewundert, dass die Jungs das alles durchgezogen haben. Ein Aufpreis war auch nicht fällig (wir hatten eine Pauschale ausgemacht). Klar, dass es da noch ein dickes Trinkgeld gab. Das war mit Abstand das krasseste, was ich an Temperaturen zu solch einem Anlass erlebt habe. Generell hatte ich -18°C in Deutschland wahrscheinlich noch nie erlebt - oder ich muss wirklich sehr klein gewesen sein.

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