Re:Boris Schneider hat sich aus dem öffentlichen Internet zurückgezogen.
von Border am 09.04.21 um 09:33
Antwort auf: Boris Schneider hat sich aus dem öffentlichen Internet zurückgezogen. von Pascal Parvex

>Boris hat seinen Konten bei Linkedin und Xing (war eh nur eine Weiterleitung auf ersteres) Anfang Jahr gelöscht. Jetzt ist von ihm selber nur noch http://www.dreisechzig.net/ online, welches aber nicht mehr geupdatet wird. Nur eine Frage der Zeit, bis es offline geht.

Richtig, richtig starker, mutiger und nachvollziehbarer Schritt. Ich habe mich mit Boris nie wirklich im Kontext Privatmann beschäftigt. Für mich war er immer ein Mitglied einer Szene auf der anderen Seite des Tisches. Es gab mal eine winzige Unterhaltung am Rande der GC, aber seinerzeit war ich... öh... 25 und ich bin sicher, dass er nicht mal wüsste, wer ich war bzw. sich heute nicht einmal erinnern würde, so beiläufig war das.

Mittlerweile bin ich 40 und nachdem ich das hier... http://www.dreisechzig.net/projekt-stasis.html ... gelesen habe, fühle ich mich ihm wie ein Bruder im Geiste verbunden. Das Thema FDP kann ich so unterschreiben. Ich war da auch mal Sympathisant und habe dann zugesehen, wie die Partei sich nach und nach der Lächerlichkeit preisgibt. Die alte Garde würde sich schämen. Und auch ich bin ganz bestimmt kein AfD-Zuwanderer, was in dem Kontext offenbar immer betont werden muss, WEIL - wie er selbst schreibt - es heute nur noch um Richtigstellung geht, weil man gleich als Leugner, Gegner oder Sonstwas hingestellt wird, sobald man eine kritische oder skeptische Haltung einnimmt. Es geht da nicht ums Impfen - auch hier bin ich seiner Meinung: hier hat die Wissenschaft 2020 Durchbruch nach Durchbruch erzielt und man stelle sich vor, wo wie heute wären, hätten wir die Wissenschaft schon immer finanziell so gefördert wir in den letzten beiden Jahren...
Vielmehr geht es um die gesellschaftlich künstlich und geradezu elektronisch verstärkt hochgekochten Themen wie Gender-Neutralität, Diversität, Black Lifes Matter oder auch Veganismus. Du kannst dir heute nicht mehr sicher sein, wer Troll, wer KI-Bot und wer komplett verwirrter Crackhead ist.

Mir ist das Anfang 2016 in den sozialen Netzen aufgefallen. Ich war überall... Facebook, Instagram, Twitter - die beruflichen wie XING und LinkedIn mal außen vor, wo ich noch heute bin. Ich habe mich, nachdem ich festgestellt habe, dass ich meistens negative Emotionen hatte, wenn ich mehr Zeit auf den Plattformen verbracht habe, mal mit den Algorithmen und KI im Allgemeinen beschäftigt. Irgendwann hatte es beispielsweise Facebook ja gar nicht mehr geleugnet, dass deine Statusmeldungen gar nicht allen deinen Freunden angezeigt werden bzw. ihre Statusmeldungen unter Umständen mir nicht angezeigt würden. Das Ganze angeblich aufgrund eines intelligenten Interessensprofils, über das ausgerechnet würde, was mich interessiert und was nicht. Dass ich mich generell dafür interessiere, was ein bestimmter Mensch zu sagen hat, war nicht vorgesehen, obwohl man explizit "folgt". Heute ist das Ganze noch eine ganze Ecke perverser, was ich zum Glück aber nicht mehr erleben muss. WhatsApp, Facebook, Instagram und Twitter existieren bei mir seit 2016 nicht mehr. Allein der Prozess der Kontenlöschung ist schon an Lächerlichkeit kaum zu überbieten, aber sei's drum - irgendwann war alles weg.

Auch mein Blog, auf dem ich hin und wieder aktuelle Gedanken zusammengefasst habe, existiert seit 2018 nicht mehr. Die Flut an unreflektierten Dorftrotteln und Parolen brüllenden Themen-Missionaren hatte ich oft schon im Kopf, noch bevor ein Beitrag veröffentlicht wurde und nachdem ich sah, dass genau diese Kommentare tatsächlich reinkamen, habe ich irgendwann die Lust verloren. Negative Kritik bzw. Meinungs-Geschrei sind immer lauter als Zuspruch oder Konstruktivität.

Die Diskussionskultur, die im Netz schon immer recht schwierig und herausfordernd war, gibt es schlicht nicht mehr. Heute freut man sich doch schon über eine Antwort, die nicht beleidigend oder sonst wie diskreditierend ist, nur weil jemand etwas anders sieht. Daher beteilige ich mich da auch nicht wirklich.

Fun Fact: ich habe mich schon 2012 oder 2013 von Zero hier mal sperren lassen, weil es mir eine zeitlang so vorkam, als sei das PCX auch nichts mehr weiter als ein Haufen voller post-pubertärer Hater und Trolle. Nach einiger Zeit (natürlich habe ich irgendwann wieder still mitgelesen) habe ich festgestellt, dass das PCX der einzige Ort ist, dem ich so etwas verzeihen kann und irgendwann hatte sich dieser Status hier ohnehin gelöst. Eine Weile war's hier wirklich kaum zu ertragen, aber irgendwann wurde es wieder friedlich. Mag sein, dass das den Schluss zulässt, dass das PCX auszusterben begann, als die Freizeit-Trolle und Digital-Elite nach und nach fern blieben...

Jedenfalls *fasel* verstehe ich diesen Schritt von Boris nur zu gut. Zwar ist es bei mir nicht so drastisch, aber in Teilen verfahre ich seit gut 5 Jahren genauso. Und wenn ich sehe, was mir Hinz und Kunz so erzählen, was mal wieder bei Facebook oder WhatsApp umgeht (und in 90% der Fälle geschwind zu entlarvender Schwachsinn ist), dann habe ich damit auch nichts falsch gemacht.

Wohlsein.

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