Re:Erste Impfdosis erhalten
von Border am 15.04.21 um 08:25
Antwort auf: Re:Erste Impfdosis erhalten von ossi_osram


>mein Bruder und seine Frau wollen sich definitiv nicht impfen lassen. ich glaube sie halten die Impfung für gefährlicher als Corona (haben sie zwar nicht explizit so gesagt aber etwa so kommt es in Diskussionen doch rüber). ich war neulich bei ihnen weil sie Geburtstag hatte und da kamen wir auf das Thema zu sprechen. ich sagte dass ich mich jetzt langsam mal um einen Impf-Termin kümmern will (ü60 und so...) und mein Bruder sagte erläuternd zu seiner Frau: "der Oskar will sich impfen lassen". ihr Blick, eine Mischung aus Entsetzen und Mitleid, war einfach zu köstlich, das hätte man eigentlich für die Nachwelt festhalten müssen. wir haben dann auch das Thema gewechselt... :-)

Aber schockt dich das denn nicht, wenn du beobachtest, die deine Familienmitglieder so ticken? Ich war an Ostern ziemlich geschockt. Nachdem unsere Tochter (4) und natürlich auch meine Frau und ich meine Eltern schon seit Monaten nicht mehr gesehen hatten, haben wir lange vor Ostern mit der Planung eines Besuchs dort begonnen. Der Plan war, dass wir hier zu Hause morgens zu dritt einen Schnelltest machen, während meine Eltern das ebenfalls in Ihrem Zuhause tun würden. Das war schon die erste Hürde. "Patrick, was soll ich mit einem Test? Hier gibt's kein Corona. Das Virus weiß doch nicht mal, dass hier überhaupt jemand lebt. Im ganzen Dorf hatte noch nie einer damit zu tun."
Gleichzeitig erzählt sie mir von den Einkäufen im Kaufland und im Real und dass sie am Wochenende mal bei der Großgärtnerei waren, um ein paar Pflanzen zu kaufen. "Da war was los, das glaubst du nicht." Sie konnte nicht nachvollziehen, dass man sich die Scheiße überall einfangen kann. Dann habe ich mehrere Telefonate benötigt, um sie davon zu überzeugen, den blöden Test zu machen. Lediglich meine letzte Konsequenz, nämlich anzudrohen, dass wir nicht kommen werden, wenn diese Bereitschaft einfach nicht da ist, hat dann den "Erfolg" gebracht. 4 Sekunden Nasenkitzeln und 15 Minuten warten... was soll daran jetzt so schlimm sein?! Man verlangte dann allerdings, dass ich den Test vor Ort mache, weil meine Eltern sich beide nicht mit den Dingern beschäftigen wollten.

Wir sind dann Ostersonntag angereist (150km). Meine Frau und unsere Tochter sind etwas spazieren gegangen, während ich mit FFP2 Maske das Haus betreten habe. Erst mal wurde ich regelrecht ausgelacht, dass ich mit einer Maske reinkam. Dann habe ich die beiden Tests ausgepackt und beschrieben, was zu tun ist. Während der 15 Minuten Wartezeit musste natürlich immer wieder betont werden, dass die Tests ja eh Schwachsinn sind, dass Corona meine Eltern gar nicht infizieren könne, weil sie ja eh, bis auf wenige Ausnahmen, nur zu Hause seien und sie seien ja schließlich keine Asis, die Partys feiern würden. Immerhin war der Test dann bei beiden negativ und ich konnte, die Maske abnehmen und Frau und Kind reinlassen.

Wir hatten dann einen netten Ostersonntag, an dem Corona zum Glück kein Thema mehr war. Als wir gegen 20 Uhr nach Hause fuhren, stand eine Nachbarin mit ihrem Mann und Sohn auf der anderen Straßenseite. Sie waren gerade vom Großeltern-Besuch zurückgekehrt, wo dem Bericht zufolge auch Geschwister zu Gast waren...
Während wir einstiegen, hörte ich noch meine Mutter sagen: "Wir sind doch bekloppt! Schreien hier über die Straße! Kommt rüber, dann könnt ihr auch reinkommen, dann müssen wir nicht so schreien." Ich konnte das einfach nicht verstehen. Ein zweier Haushalt, der gerade drei Menschen zu Besuch hatte, lädt drei Menschen ein, die gerade zu Besuch in einem Haushalt waren, in dem sich ca. 10 Personen aus wiederum verschiedenen Haushalten aufgehalten haben. Als ich abends den obligatorischen "Wir sind zu Hause"-Anruf machte, antwortete meine Mutter, meine Bedenken seien doch völliger Blödsinn.

Ach ja: diese beschauliche, ländliche Gegend, in der ich aufgewachsen bin und in der meine Eltern leben, nennt sich Kreis Heinsberg. Vielleicht schon mal gehört...

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