Re:Ich weiss nicht ob ich darüber lachen oder weinen soll....
von Corben Dallas am 30.04.21 um 11:50
Antwort auf: Re:Ich weiss nicht ob ich darüber lachen oder weinen soll.... von Border

>Allein die Geeignetheitsüberprüfung ist doch ein schlechter Witz. Du füllst neben allen möglichen statischen Werten auch Freitextfelder im Rahmen der Beratung aus und dann gibt es in der Marktfolge (Backoffice) ausgebildete, hoch qualifizierte Bankkaufleute, die den ganzen Kram manuell aus dem Bestandssystem auslesen und kontrollieren müssen. Hier kann man jetzt die Digitalisierung ansetzen, aber damit bekommst du die Kontrolle der Freitexte z. B. nicht eingefangen. Selbst mit der ausgereiftesten KI ist das nicht zu schaffen. Und so sitzen gut bezahlte, hoch qualifizierte Leute an Bildschirmen und kontrollieren Listen und Geeignetheiten. Allein dieser Akt sorgt indirekt dafür, dass der reine Servicekunde wie ein lästiges Beiwerk betrachtet wird, weil er nicht die Erträge einbringt, die die Bank zur Kostendeckung braucht. Stattdessen malträtiert man sein Aktivgeschäft auf Realkreditprivilegierung, um an dieser Stelle im Hintergrund Kosten bei den Eigenmitteln und den Beiträgen für den Sicherungsfonds zu senken. Im Moment gibt es wohl sehr viele Dinge, die mehr Spaß machen als die Ertragssteigerung und Kostensenkung in Banken.

Isso.

>Hier auch ganz interessant: die bösen, bösen Banken berechnen Strafzinsen! Und dann schließen die >Penner auch noch 30% ihrer Filialen!!!1 So das Medien-Echo. Ich frage mich, warum eigentlich bisher >niemand eine Kampagne gestartet hat, die dem Otto Normalverbraucher mal erklärt, warum Banken >mittlerweile dazu gezwungen sind jeden Cent fünfmal umdrehen. Wenn die EU beschließt, dass Gurken >nur einen bestimmten Krümmungswinkel aufweisen dürfen, ist das ein Shitstorm. Wenn wieder eine neue >MiFID II oder MaRisk Novelle kommt, bekommt's keiner mit aber die Banken sind die Verbrecher. Is' >klar.

Momentan wird alles dafür getan, dass es sich nicht mehr rentiert jedem Kunden Filialservice anbieten zu können. Die Kosten stehen in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen. Ich sehe da aber sehr wohl auch eine soziale Verantwortung gerade älteren Menschen bei Finanzgeschäften unter die Arme zu greifen, Betrug von dritter Seite zu verhindern und auch die ein oder andere eigentliche bankfremde Dienstleistung anbieten zu können (Kündigung von Verträgen, Kommunikation mit Ämtern etc). Die kann ich aber kaum mehr bieten.

Ich habe 95 angefangen, da waren wir ca. 30 Angestellte in der Filiale. Mittlerweile wurden im Umkreis von ca. 30 Kilometern 5 Filialen geschlossen, 1999 wurden wir fusioniert und 2005 übernommen. Rechnet man die Kollegen ein, die da gearbeitet haben, haben wir in 26 Jahren von über 100 Mitarbeitern auf mittlerweile 6 Personen reduziert. Von den internen Stellen, wie Hausmeister, Reinigung, Objektbetreuung und Backoffice will ich erst gar nicht anfangen. Alles ausgelagert (Polen) oder verkauft (Strabag).


>Der neueste Richterspruch hierzu ist wieder so ein Beweis. Die Änderung zukünftiger AGB bedürfen der expliziten Zustimmung des Kunden. Persönlich oder auf dem Postweg. Einfach mal grob überschlagen, wie viel Papier und Geld hierbei draufgeht. Egal... das muss so!

Da habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung, wie das in der Praxis funktionieren soll, wenn man jeden darum bitten muss einer notwendigen Preiserhöhung zuzustimmen.


>Alter! Das ist mal mehr als übel. Ich warte hier auch schon auf die Straßenerneuerung bzw. aufs Zur-Kasse-Bitten. Unsere Straße (einspurige Sackgasse mit sieben Anrainern) ist recht marode und als ich im Rahmen des Hauskaufs beim Amt angerufen habe, ob da was geplant ist, kannten die die Straße nicht mal und haben mich gefragt, ob ich sicher bin, dass ich deren Stadt meinte. Das zuständige Amt hat während des Telefonats zu dritt bei Google Maps meine Adresse gesucht (die übrigens 3 Minuten mit dem Auto vom Amt entfernt ist). Ich denke mindestens einmal pro Woche, dass es sicherlich bald soweit sein wird, dass ein Brief kommt...

Stell dich schon mal geistig auf die Idiotenapokalypse ein. Gehsteige, die keinen Sinn machen, aber gebaut werden, weil sie in einem 60 Jahre alten Bebauungsplan vorgesehen sind, Laternen, die vor der Gartentür geplant sind, da aber keinen Sinn machen, aber da sein müssen weil das Bayernwerk laut Stadt das so will, die aber wieder gar nix davon wissen. Abgerissene Gasleitungen - nicht einmal sondern gleich zweimal an derselben fucking Stelle trotz mehrere Hinweise von mir und farblichen Kennzeichnung. Umlegung der Kosten von 3.000 Euro pro Reparatureinsatz auf die Anwohner usw usf. Ich könnte ein Buch über den Wahnsinn schreiben.

Wir haben uns dazu entschieden unser Haus zu verkaufen (leider auf Dauer zu klein mit 3 Kindern) und wegzuziehen. Irgendwo zur Miete. Hier werden momentan Unsummen für die letzten Bruchbuden bezahlt, da die Leute wegen der Strafzinsen in Immobilienanlagen flüchten. Willst du ein ausreichend großes Haus für eine Familie mit drei Kindern kaufen, das nicht baufällig ist, bist du mittlerweile im 7stelligen Bereich. Vollkommener Wahnsinn.

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