Re:Ich weiss nicht ob ich darüber lachen oder weinen soll....
von Border am 30.04.21 um 13:21
Antwort auf: Re:Ich weiss nicht ob ich darüber lachen oder weinen soll.... von Corben Dallas

>Momentan wird alles dafür getan, dass es sich nicht mehr rentiert jedem Kunden Filialservice anbieten zu können. Die Kosten stehen in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen. Ich sehe da aber sehr wohl auch eine soziale Verantwortung gerade älteren Menschen bei Finanzgeschäften unter die Arme zu greifen, Betrug von dritter Seite zu verhindern und auch die ein oder andere eigentliche bankfremde Dienstleistung anbieten zu können (Kündigung von Verträgen, Kommunikation mit Ämtern etc). Die kann ich aber kaum mehr bieten.

Das mit der sozialen Verantwortung ehrlich euch ja im Speziellen. Ich kenne wenig bis kaum Banken, die derlei Tätigkeiten gerade für mobil oder gar kognitiv eingeschränkte oder alte Menschen tun. Ich hatte mal mit einer Bank zu tun, die eine Art Behörden-Mobil gestartet hat. Dabei ging es um solche Dinge und da konnte man sich für Hausbesuche anmelden. Das war aber schon vor Corona als unrentabel wieder abgeschafft, weil die eigene Produktplatzierung kaum möglich war und irgendwann der Service ziemlich ausgenutzt wurde. Ist aber schon länger her - 2013 oder so.

Was mich bei den Filialschließungen immer wundert bzw. was ich mich frage ist, ob das Ganze per Umstrukturierung nicht zielführender wäre. Ich bin jetzt kein Berater, aber es gibt ja Firmen, die so eine Art Filial-Service-Scan anbieten. P3N fällt mir da ein. Die tracken den Service-Bedarf und das Aufkommen je Filiale und ermöglichen so eine zielgerichtete Ausrichtung. Gibt es in einer Filiale einen Geldautomaten und 3 Beratungsplätze, die Kunden brauchen aber zu 80% nur Bargeld und Beratung wird kaum beansprucht, wird die Filiale umgebaut, es kommen 2 ATMs dazu und zwei Berater gehen in eine Filiale, die im Beratungsaufkommen höher ist. Gerade in Sparkassen habe ich da schon mehrfach positive Beispiele gehört. "Im Markt vorne" kenne ich mich aber auch eher weniger aus. Kann sein, dass das Blödsinn ist :)

>Ich habe 95 angefangen, da waren wir ca. 30 Angestellte in der Filiale. Mittlerweile wurden im Umkreis von ca. 30 Kilometern 5 Filialen geschlossen, 1999 wurden wir fusioniert und 2005 übernommen. Rechnet man die Kollegen ein, die da gearbeitet haben, haben wir in 26 Jahren von über 100 Mitarbeitern auf mittlerweile 6 Personen reduziert. Von den internen Stellen, wie Hausmeister, Reinigung, Objektbetreuung und Backoffice will ich erst gar nicht anfangen. Alles ausgelagert (Polen) oder verkauft (Strabag).

Dass die Sparkassen in den letzten beiden Jahrzehnten recht rabiat vorgegangen sind, habe ich schon häufiger gehört. Bei den Genossen sieht es zwar anders aus, aber hinten raus kommt's aufs Gleiche raus. Die haben keine Stellen abgebaut, sondern irgendwann weniger aufgebaut. So kommt auf vier Rentner ein Auszubildender und nach einigen Jahren hast du nur noch die Hälfte an Personal. Und dann kommt die EU und keult ordentlich mit Auflagen um sich, die die Personaldecke sprengen und teilweise sogar Zeit für Beratung und Vertrieb sprengen. Ach, übrigens... in etwa so:



>>Der neueste Richterspruch hierzu ist wieder so ein Beweis. Die Änderung zukünftiger AGB bedürfen der expliziten Zustimmung des Kunden. Persönlich oder auf dem Postweg. Einfach mal grob überschlagen, wie viel Papier und Geld hierbei draufgeht. Egal... das muss so!
>
>Da habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung, wie das in der Praxis funktionieren soll, wenn man jeden darum bitten muss einer notwendigen Preiserhöhung zuzustimmen.

Das ist es ja. Ist wieder so ein Beispiel aus der Ferne der Praxis. Wie sollen wir das anstellen? Egal, macht es halt! Die Auflagen und Kosten werden größer, die Ertragsmöglichkeiten immer weniger. Um sich über Wasser zu halten, entstehen überall im Land Großbanken aus mehreren fusionierten Regionalbanken, um bessere Personal- und Finanzressourcen für die Planung zu haben - nur dummerweise denkt man oft nicht an die Mitarbeiter, die den ganzen Bumms mitmachen müssen. Neulich eine Story aus dem Norden gehört. Husum ist mit einigen anderen "kleinen" fusioniert und hieß dann VR Bank Westküste. Die haben ihre komplette Identität in der gesamten Region nördlich von Hamburg neu gestaltet, sich richtig vorzeigbar modernisiert. Das Gleiche passierte im Großraum mit Handewitt und Neumünster. Der Fusionsstress ist so gerade vergangen, da fusionieren sich die drei Großen zu einer gemeinsamen VR Bank zwischen den Meeren (heißt wirklich so). Und wenn man sich die Fusionen und Gebietsverläufe der letzten 5-10 Jahre anschaut, sind wir 2030 bei der Volksbank Schleswig-Holstein angekommen. Übrigens: erst letzte Woche wurde von Politik und Verbandseite noch das hoch erfolgreiche Regionalkonzept gelobt. Von Frau Merkel persönlich übrigens auch beim letzten Sparkassentag.

>Stell dich schon mal geistig auf die Idiotenapokalypse ein. Gehsteige, die keinen Sinn machen, aber gebaut werden, weil sie in einem 60 Jahre alten Bebauungsplan vorgesehen sind, Laternen, die vor der Gartentür geplant sind, da aber keinen Sinn machen, aber da sein müssen weil das Bayernwerk laut Stadt das so will, die aber wieder gar nix davon wissen. Abgerissene Gasleitungen - nicht einmal sondern gleich zweimal an derselben fucking Stelle trotz mehrere Hinweise von mir und farblichen Kennzeichnung. Umlegung der Kosten von 3.000 Euro pro Reparatureinsatz auf die Anwohner usw usf. Ich könnte ein Buch über den Wahnsinn schreiben.

Ganz grausig, die Vorstellung(en). Ich habe ja hier vor dem Kauf 'ne ganze Menge Kram in Erfahrung gebracht, damit uns nicht das blaue Wunder erwartet, sobald die ersten Kartons in der Bude ausgepackt werden. Bisher (Einzug 2018) ist noch alles ruhig und für ein Reihenmittelhaus in einer einspurigen Sackgasse ist eigentlich auch nicht allzu viel zu erwarten. Das Einzige, was mich wirklich ärgert ist, dass die Penner hier monatelang die Straße aufgerissen haben, um Glasfaser zu legen und genau 50m von unserem Haus in der Nachbarstraße damit aufgehört haben. Die Nebensträßchen wurden nicht erschlossen. An die traut sich aber auch niemand ran, weil die Straße saniert werden müsste, wenn sie das hier machen, da wir keinen Bürgersteig in der Straße haben, unter dem man das perfekt verlegen könnte. Es müsste also die gesamte Straße aufgerissen werden. Das ist den Anbietern zu teuer und die Stadtverwaltung wartet lieber auf die Anbieter. Und so dreht sich der Kreis womöglich bis dahin, wenn Glasfaser veraltete Technik ist...
Wie bei meinen Eltern, denen die Telekom per Brief 2015 stolz mitgeteilt hat, dass ab sofort DSL 6.000 möglich ist. Mein Vater hat sich gefreut. Durch kommen maximal 2.000, aber sei's drum...

>Wir haben uns dazu entschieden unser Haus zu verkaufen (leider auf Dauer zu klein mit 3 Kindern) und wegzuziehen. Irgendwo zur Miete. Hier werden momentan Unsummen für die letzten Bruchbuden bezahlt, da die Leute wegen der Strafzinsen in Immobilienanlagen flüchten. Willst du ein ausreichend großes Haus für eine Familie mit drei Kindern kaufen, das nicht baufällig ist, bist du mittlerweile im 7stelligen Bereich. Vollkommener Wahnsinn.

Wenn man so will, ist das doch eine nette vorgezogene Altersvorsorge. Kohle vom Haus bunkern und davon die Miete zahlen...
Hier (Waltrop, NRW) ist es momentan aber auch ganz schlimm am Immobilienmarkt. Waltrop gehört zwar zum Kreis Recklinghausen (größter Landkreis Deutschlands), ist aber geografisch gleich an Dortmund angrenzend und gilt ein wenig wie das Beverly Hills von Dortmund. Die eine oder andere Fußballer-Villa, ein komplettes Neubauviertel mit über 100 Häusern, das 2018 aus dem Boden gestampft wurde und wo kein Haus unter 600.000 EUR kostet. Und dann fängst du als kleine Familie (wir sind ja nur 3) an, ein Haus zu suchen. 100 Quadratmeter, Baujahr 1952, Bergbauverzicht, letzte Sanierung 2000, kein Kabel oder Glasfaser, kein Garten...  bei 230.000 EUR geht es dann los. Wir haben über zwei Jahre gesucht und mittlerweile werden Häuser nicht einmal mehr inseriert. Läuft nur noch über Direktmakler/Privatvermittler und Mund-zu-Mund-Propaganda. Entsprechend steigen hier auch die Mieten recht rasant an. Wir haben genau im richtigen Moment gekauft, glaube ich. Bekannte von uns finden einfach nichts und wenn, dann kostet die Immobilie knapp 30% mehr als eine vergleichbare vor drei Jahren.

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